Wir haben die Initiative “Emmauswald bleibt” ins Leben gerufen, um den Wald auf dem ehemaligen Emmauskirchhof, den „EmmausWald“ zu schützen. Wir kämpfen gegen den Bebauungsplan XIV-286a, der vorsieht, den Wald mit Eigentumswohnungen zu bebauen.
Wir brauchen im Kiez keine weiteren Wohnungen im hohen Preissegment. Direkt gegenüber des Waldes stehen momentan 79 Wohnungen im gerade errichteten Neubau leer, einfach weil sie zu teuer sind. Eine Bebauung des EmmausWaldes hätte also nicht nur negative ökologische Einflüsse, sondern würde auch die soziale Situation im Kiez nicht verbessern.
Warum ist der EmmausWald in Gefahr?
Auf politischer Ebene wird seit über 10 Jahren über die Bebauung des westlichen Teils des Emmausfriedhofs diskutiert. Für die östlichen Teilflächen des Emmauskirchhofs, der Grundstücke Mariendorfer Weg 48 sowie Hermannstraße 133, hat das Bezirksamt Neukölln in seiner Sitzung am 20. April 2021 bereits beschlossen, das Verfahren zur Aufstellung des Bebauungsplans XIV-286b einzustellen. Nachdem die Politiker*innen des Bezirks Neukölln sich einheitlich gegen eine Bebauung und für die Erhaltung des Waldes ausgesprochen haben, hat der Senat das Verfahren seit diesem Sommer an sich gezogen. Auf dem Gelände des Emmauswaldes plant aktuell die BUWOG / VONOVIA ein Neubau-Areal mit 441 Wohnungseinheiten zum Eigentum. Dieser soll die Grundlage dafür bieten 3,9 Hektar denkmalgeschützten Friedhof mit über 80 “besonders wertvollen und prägenden” Bestandsbäumen1 zu roden. Laut Kartierung des Bezirks (Stand 2013) stehen auf dem Emmauskirchhof West 725 Bäume, wovon bereits 2013, 231 Bäume als erhaltenswert eingestuft wurden. Darunter sind 84 besonders wertvolle und prägende Bestandsbäume mit Stammumfängen >130 cm gelistet, unter denen sich Linden, Eichen, Ahorn und Kastanien befinden. Statt einem artenreichen Biotop mit seltenen Vogelarten wie dem Grünspecht und dem Mäusebussard, sollen hier Neubauten mit reinen Eigentumswohnungen und Tiefgarage entstehen.
Gründe gegen die Bebauung und für den Erhalt des Waldes:
Ökologische wie soziale Faktoren bringen uns dazu, diesen alten innerstädtischen Mischwaldbestand als extrem schützenswert zu erachten:
- Klima
- Biodiversität
- Umweltgerechtigkeit
- Sozialer Zusammenhalt
Klima
Wir befinden uns mitten in der Klimakrise. Auf die Sommerdürre folgt die Winterdürre, Hitzesommer und Betonwüsten. An vielen Stellen wird versucht dem mit neu gepflanzten Straßenbäumen oder s.g. „Tiny Forests“ entgegenzuwirken. Doch der EmmausWald ist bereits ein bewährtes und gewachsenes Biotop, dass klimaresilienter ist, als jeder neue Straßenbaum.
Der Wald ist für Kalt- und Frischluftschneisen, Kaltluftentstehung und örtliche bzw. überörtliche Luftleitbahnen verantwortlich, welche im Kontext der Klimakrise und immer heißer werdender Sommer, immer dringender an Relevanz gewinnen. Gerade Nord-Neukölln ist stark betroffen, da hier eine große Versiegelungs- und Bevölkerungsdichte auf verhältnismäßig wenig Grünflächen trifft.
Laut Senatsverwaltung wird der Boden “als besonders schutzwürdig eingestuft, die Regelfunktion für den Wasserhaushalt und gleichzeitig die Puffer- und Filterfunktion sind hoch zu bewerten. Flächen wie der Emmaus Kirchhof leisten einen wesentlichen Beitrag für die Grundwasserneubildungsrate und die Niederschlagsversickerung und tragen maßgeblich zur Erhöhung der Bodenfunktionen bei.
Ebenso speichern Bäume in ihren Blättern, im Holz und in den Wurzeln im Boden CO2 und verlangsamen damit den Klimawandel. Durch ihr Wurzelwerk, befähigen sie Niederschläge dazu, in den Boden zu gelangen, anstatt bei Extremwetterereignissen weggespült zu werden, und stoppen starken Wind. Der Schutz des Emmaus Kirchhofs als Waldfläche ist daher ein wichtiger Schritt zu einem klima- angepassten und -resilienten Bezirk.
Umweltgerechtigkeit
Jeder Berliner hat das Anrecht auf 6 Quadratmeter wohnortnahe Grünfläche – in Nord-Neukölln sind es derzeit weniger. Durch Zuzug und laufende Nachverdichtungen und Neubautätigkeiten ist die Tendenz weiter fallend. In einem Bezirk in dem pro PKW mehr Stellplatzfläche (9,2m2) bereitgestellt wird als Grünfläche pro Einwohner:in (6,4m2)4, fragen wir uns, ob nicht eher über die Umgestaltung von Straßen, als über die Reduktion von Grünflächen nachgedacht werden sollte.
Die direkte Umgebung des Emmaus Kirchhofs wird laut Umweltgerechtigkeitsatlas (2021/22) bereits als extrem belastet eingestuft. Der Neubau auf dem Gelände der ehemaligen Klinik sowie am Mariendorfer Weg verändert bereits jetzt durch die über 600 neuen Wohneinheiten merklich den Nutzungsdruck auf die bestehenden Frei- und Grünflächen im Park über der A100. Der viel frequentierte Verbindungsweg zwischen dem Mariendorfer Weg und dem an der Ellricher Straße beginnenden Kiez würde durch die Bebauung wegfallen. Bisher haben die umliegenden Kindertagesstätten den Wald als Lernort genutzt, um Stadtkindern die Natur und damit deren Schutz näher zu bringen.
Biodiversität
Die großen Friedhofsflächen entwickelten sich in den letzten Jahrzehnten zu einem Wald samt dort brütenden Greifvögeln, alten Baumbeständen und anderen Tierarten. Laut Senatsverwaltung befinden sich am Standort “wertvoller Baumbestand, sowie streng geschützte Vogelarten, wie Grünspecht und Mäusebussard. Fledermäuse werden wegen der großen alten Bäume vermutet.” (…) Auf der brach gelegenen Friedhofsfläche hat sich zudem eine artenreiche Flora und Fauna entwickelt, sowie ein stetiges Habitat für Vögel, Igel, Eichhörnchen, Füchse, Schnecken, Schmetterlinge und Insekten. Die darin vorzufindende Biotop-, Tier- und Pflanzenwelt würde auf 0 gesetzt werden – Eine Bebauung der Fläche würde dieses Biotop gänzlich zerstören.
Sozialer Zusammenhalt
Berlin braucht bezahlbaren Wohnraum, das steht außer Frage. Allerdings sind auf der Waldfläche des Emmaus Kirchhofs keine sozialen Wohneinheiten geplant: Laut Vorstellung der BUWOG / Vonovia (von 2017) sollen hier 440 Eigentumswohnungen entstehen. Außerdem eine Tiefgarage und eine private, eingezäunte Parkanlage (Gated Community).
Unser Kiez braucht BEZAHLBAREN Wohnraum! Neubau von Luxus- und Eigentumswohnungen helfen Kapitalanleger_innen, aber nicht den Menschen in unserem Kiez. Wir drängen auf ökologischen und sozialen Wohnungsbau:
- Nutzung bereits versiegelter Flächen, wie zahlreichen ungenutzten Parkplätzen im Kiez
- Aufstockungen 1-geschossiger Gebäude, wie Supermärkte und andere Gewerbe
Ausreichend direkte und öffentlich zugängliche Grünflächen müssen aus ökologischen und sozialen Gesichtspunkte bei Neubauten Standard sein. Neubau darf keinen erhöhten Nutzungsdruck auf Naturflächen schaffen. Wir brauchen kreative, neue Lösungen. Die konventionellen Ansätze sind Teil des Problems.